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Stimmen von Teilnehmer:innen an Witnessing in Empathy Projekten

„Der gesetzte Rahmen - mehrere vorbereitende Online Treffen, Peer-Gruppen von drei Personen, morgens und abends gemeinsame Meditationszeit, tagsüber an verschiedenen Orten - war perfekt, um tiefes Eintauchen in das Thema zu ermöglichen.“


„Die Gruppe war essentiell.“


„… die Nähe eines ehemaligen Konzentrationslagers zu meinem Wohnort verändert etwas bei mir; ich realisiere, dass „es“ überall ist.“


„ … es gibt diese Angst, dass das Grauen an die Oberfläche kommt. Das Grauen ist weiterhin versteckt unter der Oberfläche. Es soll nicht entdeckt werden.“


„ … in der Verbindung mit den Menschen von damals an diesem Ort begegnet mir eine tiefe Verlassenheit bis an das Ende von Raum und Zeit.“


„Es wurde eine scheinbar „heile Welt“ in Westerbork vorgespielt, aber darunter liegt der Schatten.“


„ ...diese Erfahrungen gingen tiefer als alle Begegnungen mit dem Thema Holocaust jemals zuvor. Ich bin wie auf dem Grund gelandet.“


„ Diese „Arbeit“ ist nicht für jeden zu leisten; ich verstehe jetzt, wieso ich nicht erwarten kann, dass alle das machen.“


„ Das Sich-Beziehen auf Einzelne ist wichtig, ansonsten ist da eine große, graue Masse, die nicht leicht gespürt werden kann.“


„ Das flächendeckende Netz des Grauens über Deutschland und den Nachbarstaaten wurde für mich stark spürbar:“


„ Wichtig ist für mich eine Herangehensweise in der inneren Haltung von Demut und Nicht-Wollen.“


„Nur von einem Platz des puren Da-Seins in größtmöglicher Absichtslosigkeit aus, kann ich an diesem Ort sein und beginnen zu bezeugen.“


„ Was mir begegnet, hat viel mit eigenem Trauma zu tun.“


„Für Momente existiert das grauenvolle Geschehen damals parallel zum Jetzt. Wie ein Film läuft es in mir ab.“


„ Eine Reise nach Auschwitz wäre zu groß für mich gewesen. Jetzt am W.E. Tag ist der Ort nur eine Stunde von zu Hause entfernt. Gehalten in der Gruppe hatte ich das Vertrauen, mich dem Bezeugen zur Verfügung zu stellen.“


„Es gibt Zeiten im Leben, die man nie vergisst. Dies ist eine.“


„Nach 38 Jahren Unterricht und vielen Jahren ehrenamtlichen Führungen an diesem Gedenkort konnte ich mein intellektuelles Schutzschild verlassen. Es ist eine ganz neue Art der Begegnung mit der Thematik.“


„ Die Gruppe ist so wichtig; vorher war da viel Angst bei mir; jetzt ist Vertrauen da, dass diese Gruppe trägt.“


„… Menschlichkeit in der Begegnung finden; bezeugen und fühlen lernen; das ist für mich die Essenz dieser „Arbeit“...“



Gedichte von Susanne Thiel


Friedhof I


Aus euren Körpern ist Erde geworden.

Aus euren Namen sind Nummern geworden,

gemeißelt in moosbewachsene Steine,

die einst Sand sein werden.


Grenzsteine einer Lebenszeit,

die ihr Ende in der Willkür fand.



Friedhof III


Meine Großmutter sagte mir oft in Kindertagen:

„Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!“


Wie schmerzen mich diese Wort heute.


Hier hat dieser Satz eine andere, grausamere Bedeutung.


Die Hände sind mir wund vom Schaufeln, kraftlos kratze ich die Erde zur Seite.


Hier ist es ein Graben von Gräbern.


Und wem die Schaufel zu schwer wird, die die Kameraden mit fremder Erde bedeckt,

der fällt in eine Grube mit vielen,

deren einzige Schuld es ist,

auf der falschen Seite des Lebens geboren worden zu sein.



Führergebet


Heil Hitler, heil Hitler,

Dein Name wurde geheiligt.

Dein Reich kam über uns und unsere Kinder.

Unser Hab und Gut und täglich Brot nahmst Du für die Deinen.

Wir vergeben Dir und den Deinen die Schuld erst dann,

wenn sie niemand mehr leugnet.

So viele führtest Du in Versuchung

und überantwortetest sie dem Bösen.

Und mit Dir verbunden wird sein

das Reich des Schmerzes, der Willkür und des Todes

fernab aller Herrlichkeit

bis hinein in die Ewigkeit.

Amen.



Meer der Traurigkeit


Der Blick auf diesen Ort führt mich an das Ufer eines Meeres aus Traurigkeit.

Jeder salzige Tropfen darin, eine schmerzlich vergossene Träne unserer Ahnen.

Jede verdunkelnde Wolke am Horizont darüber, unzählige Tränen,

zurückgehalten aus Starre und Angst und Schweigen.

Unzählige Tränen, die erst geweint werden können,

wenn wir hinschauen und hinhören und hinfühlen.


Wenn diese Wolken sich einst ergossen haben werden,

durch unser aller Zeugenschaft ob eures Leids,

dann wird die Sonne wieder hervorkommen

und die Wellenkronen werden glitzern in ihrem Licht

und der Wind der Leichtigkeit wird über sie hinweg streifen

und das freudige Lachen eurer Kindertage

wird zu uns aus alter Zeit herüberwehen.


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